Wasser vor dem Essen: Gut für die Verdauung oder schlecht für die Magensäure?
Vielleicht kennen Sie diesen Spruch noch: „Während des Essens soll man nichts trinken, das verdünnt die Magensäure und stört die Verdauung.“ Klingt nachvollziehbar – schließlich braucht der Magen Säure, um Eiweiße zu spalten und Keime unschädlich zu machen. Aber stimmt dieser alte Rat überhaupt?
Was im Magen wirklich passiert
Trinken Sie ein Glas Wasser, verändert sich im Magen tatsächlich etwas: Der pH-Wert steigt kurzfristig an, die Magensäure wird also etwas weniger sauer. Aber dieser Effekt hält nur Minuten an. Der Körper reagiert sofort und produziert neue Säure nach.
Das heißt: Bei gesunden Menschen reicht ein normales Glas Wasser nicht aus, um die Verdauung zu stören.
Wie viel Wasser ist unbedenklich?
200–300 ml Wasser vor oder während des Essens gelten als unproblematisch.
Sehr große Mengen (etwa ein halber Liter oder mehr direkt zum Essen) können unangenehm sein, besonders wenn der Magen ohnehin voll ist. Das hat dann weniger mit der Magensäure zu tun, sondern eher mit dem zusätzlichen Volumen und Druck im Bauch.
Menschen mit Reflux oder empfindlichem Magen reagieren manchmal empfindlicher. Bei ihnen kann viel Flüssigkeit zusätzlich Sodbrennen auslösen.
Was stört die Magensäure wirklich?
Nicht das Glas Wasser ist der eigentliche „Feind“ der Verdauung, sondern ganz andere Dinge:
Medikamente wie Protonenpumpenhemmer oder Antazida, die die Säureproduktion gezielt hemmen.
Erkrankungen wie Reflux oder eine Infektion mit Helicobacter pylori. Große, fett- oder stark gewürzte Mahlzeiten, die die Magensäureproduktion anregen und den Magen belasten.
Alkohol, Nikotin und Kaffee, die den Magen reizen oder die Produktion der Säure beeinflusse
Häufige Fragen
Kurzzeitig ja, aber der Körper gleicht den pH-Wert sofort wieder aus.
Ein Glas (200–300 ml) ist unproblematisch. Erst sehr große Mengen direkt vor oder während der Mahlzeit können Beschwerden verursachen.
Nein. Normale Mengen unterstützen sogar die Verdauung, weil sie das Schlucken und den Transport der Nahrung erleichtern.
Ein halber Liter oder mehr direkt zum Essen kann Völlegefühl oder Druck im Magen auslösen, vor allem bei empfindlichen Menschen.
Ja. Es verstärkt das Sättigungsgefühl und kann so helfen, weniger Kalorien aufzunehmen.
Kohlensäure bringt dem Körper keinen Nutzen. Im Gegenteil: Sie kann bei vielen Menschen Aufstoßen, Blähungen oder Sodbrennen verstärken. Auch wenn gesunde Menschen kleine Mengen meist gut vertragen, ist stilles Wasser grundsätzlich die bessere Wahl. Es belastet den Magen nicht und versorgt den Körper direkt mit dem, was er wirklich braucht: reines Wasser.
Vor allem Medikamente, Krankheiten wie Reflux, sehr fettige oder große Mahlzeiten sowie Alkohol und Rauchen.
Nein. Ein Glas Wasser ist unbedenklich. Der alte Ratschlag, beim Essen nichts zu trinken, ist überholt.
Nein. Studien zeigen, dass Wasser keine relevanten Effekte auf die Aufnahme von Nährstoffen im Darm hat.
Ja. Wer an Reflux, empfindlichem Magen oder chronischen Magenproblemen leidet, sollte große Flüssigkeitsmengen direkt zum Essen vermeiden und besser in kleinen Schlucken trinken.